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Hallo, kleines Wunder

von Alex

Heute werde ich weder über Essen, noch über Veganismus oder Tiere schreiben. Völlig Off-Topic möchte ich etwas Wundervolles mit euch teilen. Wundervoll im wohl wörtlichsten Sinn. Denn in meinem Bauch wächst gerade ein winzig kleines Wunder heran. Ich bin schwanger und wir freuen uns riesig, auf den kleinen Menschen unter meinem Herzen.

Noch ist dieses süsse Geheimnis ganz frisch. Ich bin erst in der 6. Woche, also noch ganz am Anfang dieser zauberhaften Reise. Aber ich möchte dieses Glück in die Welt hinausschreien. Zum einen, weil ich mich riesig freue. Und zum anderen, um ein Zeichen zu setzen. Denn bei all der Freude denke ich heute auch ganz fest an all die Frauen die ich kenne und nicht kenne, die ihre Kinder ziehen lassen mussten. Ganz besonders an alle, die diesen Verlust einsam und alleine verarbeiten mussten, weil die Gesellschaft uns diktiert, dass eine Schwangerschaft nicht vor der 13. Woche kommuniziert werden darf, weil sie bis dann „noch nicht sicher genug“ ist.

Mir ist wichtig, dass jede Frau selbst entscheiden darf, wann sie eine Schwangerschaft verkündet. Und es ist selbstverständlich auch völlig in Ordnung, wenn sie sich dazu entschliesst, dies erst nach den ersten 12 Wochen zu tun. Aber nicht, wenn sie eigentlich gerne über ihr Wunder sprechen würde, aber das Gefühl hat nicht zu dürfen. Denn, liebe Mama, es ist dein Körper, es ist dein/euer Kind und somit gelten deine/eure Regeln. Und ich denke man muss sich einfach auch sehr bewusst sein, dass man einen Verlust dann je nachdem auch alleine verarbeiten muss oder Freunden und Familien nur vom Verlust erzählen kann ohne jemals die Gelegenheit gehabt zu haben, sich gemeinsam über dieses kleine Leben zu freuen.

So viele Frauen machen die Erfahrung, ein Kind in der Frühschwangerschaft zu verlieren. Und viel zu oft leiden diese Frauen alleine. Noch viel schlimmer finde ich, dass unsere Gesellschaft diesen Müttern gewissermassen auch das Recht abspricht, um ihre Kinder zu trauern. Denn es war ja noch „so früh“ und „kein richtiges Kind“. Sogar zu früh, um überhaupt nur davon zu sprechen. Und anstatt mit ihnen den Verlust zu betrauern und da zu sein, wird meist einfach nur mit „mach dir keine Sorgen, es wird bald wieder klappen“ vertröstet.

Naja, es mag ja sein, dass einer neuen Schwangerschaft nichts im Wege steht. Aber da ist trotzdem dieses Kind, dass man gehen lassen musste. Ganz egal wie klein es noch war. Ich spreche auch ganz bewusst von Müttern. Auch wenn diese Frauen noch nie ein Kind geboren haben. Denn spätestens in dem Moment, in dem eine Frau von diesem winzig kleinen Leben in ihrem Bauch erfährt, ist sie Mutter. Ob das kleine Leben in ihrem Bauch dann erst ein noch relativ undefinierbarer Zellhaufen ist, oder bereits einen Herzschlag, Arme und Beine hat, tut dabei nichts zur Sache. Und ob man ein Kind am Tag des positiven Schwangerschaftstests, nach 10 Wochen oder irgendwann später gehen lassen muss, es ist immer ein Verlust. Es ist immer ein Tod. Und um diesen darf man trauern. Und das muss man nicht (darf aber, natürlich, wenn man möchte) verheimlichen.

Denn ich finde es doch sehr befremdlich, wie unsere Gesellschaft sich das Recht heraus nimmt, Frauen und Familien konstant ungefragt und oft auch ohne besonders engen persönlichen Bezug in die Familienplanung rein zu reden („na? wär aber auch Zeit für ein zweites Kind“, „wollt ihr denn jetzt keine Familie Gründen?“, „Wann gibt es denn ein Geschwisterchen?“, „Hui, schon wieder schwanger?“, „Ihr müsst aber schauen, dass der Abstand nicht zu gross ist“, …, …) aber verlangt, dass dann wenn das Wunder des Lebens entstanden ist, erstmal geschwiegen wird, um die Gesellschaft nicht mit dem eventuellen Verlust zu belasten. Den sollen die Mütter und Familien dann schön mit sich selbst ausmachen.

Mamas, lasst uns füreinander da sein!

Ich denke heute ganz fest an alle Mamas, die ihre Sternen-Babies im Herzen tragen. Ich persönlich musste diese Erfahrung zum Glück bisher nicht machen. Aber ich weiss, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für jede Frau ist, dies in ihrem Leben zu erleben. Die meisten Frauen, die diese Zeilen jetzt lesen, werden einmal ein Kind gehen lassen haben müssen. Wenn du dazu gehörst, liebe Mama, dann schick ich dir und deinem Sternchen in diesem Moment ganz viel Kraft, Wärme und Energie und hoffe, dass ich mit diesem Text im Rahmen meiner Möglichkeiten wenigstens eine ganz kleine Lanze brechen konnte.

Lasst uns füreinander da sein. Lasst uns miteinander reden. Über Schönes, über Trauriges, über Furchtbares und über Wundervolles. Lasst uns ein „wie geht es dir?“ endlich wieder ernst meinen und auch den Mut haben, es ehrlich zu beantworten. Und lasst uns etwas sensibler sein, wenn wir anderen gutgemeinte Ratschläge zur Familienplanung geben.

Mit ganz viel Liebe im und unter meinem Herzen
Alex

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