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Dem Druck unserer Gesellschaft ausgesetzt

von Alex

Ist euch bewusst, das wir in einer Gesellschaft leben, wo viele Menschen Angst davor haben, sich vor ihrem Umfeld als vegan zu outen? Ganz konkret heisst das: Wir leben in einer Gesellschaft, wo es angsteinflössend ist, seinen Freunden, seiner Familie und Bekannten zu gestehen (!), dass man sich entschieden hat, nicht mehr für das Quälen und Töten von Tieren verantwortlich zu sein.

Ich weiss nicht, ob man sich der Bedeutung dieser Worte auf die Schnelle bewusst werden kann. Darum wiederhole ich es gerne nochmals:

In unserer Gesellschaft haben viele Menschen Angst davor zuzugeben, dass sie sich entschieden haben nicht mehr für das Quälen und Töten von Tieren verantwortlich zu sein.

Wow… was für ein Armutszeugnis… Vor allem, weil zumindest in vielen Regionen die Angst durchaus berechtigt ist. Kaum etwas könnte eindrücklicher aufzeigen, wie stark der Konsum tierischer Produkte unsere Gesellschaft prägt.

Von der Angst, ausgegrenzt zu werden

Gestern habe ich mich mit einer Freundin über diesen Wahnsinn unterhalten. Sie hat sich vor einiger Zeit dazu entschieden, sich plant-based zu ernähren. Und auch wenn Sie in der Stadt lebt und dort die Reaktionen auf ihre Entscheidung deutlich positiver ausfallen, als hier auf dem Land, erlebt sie gerade von einigen Freunden ganz schön Gegenwind.
Das spannende daran? Als ich mich vor über 2 Jahren dazu entschieden habe, vegan zu leben, hab ich den grössten Gegenwind in meinem Freundeskreis von genau dieser Freundin kassiert. Und auch ich selbst hab mich vor meinem Sinneswandel immer nur über Vegetarier und Veganer lustig gemacht. Mit all den blöden Sprüchen, die mich heute so ankotzen. 

Wenn ich mich mit meiner Freundin darüber unterhalte, wieso wir damals so waren, dann kommen wir beide unweigerlich zum selben Schluss: Unsere Aversion war eine (ziemlich dämliche) Art des Selbstschutzes. Denn wenn man ehrlich ist, tut es ganz schön weh zu sehen, dass es auch locker möglich ist, ohne den Konsum tierischer Lebensmittel zu leben. Im Umkehrschluss heisst das nämlich nichts anderes, als „Mein Egoismus ist Schuld an all dem Leid der Tiere.“ Und das gibt man nur sehr ungern zu.

Als Fleischesser oder sogar Vegetarier fühlt man sich darum oft durch die reine Existenz von Veganern unweigerlich angegriffen. Dafür müssen sie eigentlich kein Wort sagen. Ihr Lebensstil allein reicht dazu schon aus. Er zeigt einem unmissverständlich die eigenen Fehler bezüglich Gesundheit, Umwelt und Tierwohl auf. Das tut – auch wenn man es nie zugeben würde – ganz schön weh. Und je angegriffener ich mich fühle, desto aggressiver reagiere ich.

Wenn man sich dann, wie im Fall von mir, meiner Freundin oder tausenden anderen, doch irgendwann dazu überwindet hinzusehen und sich mit der Thematik auseinander zu setzen, dann kann man eigentlich kaum anders, als sich dem Veganismus zuzuwenden. Und wenn ich ehrlich bin, dann wusste ich das auch tief in mir drinnen immer. Darum habe ich mich wohl auch solange dagegen gesträubt, mich damit zu beschäftigen. Sich blind und dumm zu stellen ist nunmal der deutlich angenehmere Weg.

Durch jahrelange Abwehrhaltung und tausendfaches Lächerlichmachen dieses Lebensstils, wird es aber auch nicht gerade einfacher, sich genau diesem dann doch irgendwann zu verschreiben. Ein Outing kostet dann noch viel mehr Mut. Denn man muss sich ja dann nicht nur persönlich, sondern auch öffentlich eingestehen, dass man einen Fehler gemacht hat.

Nun, was können wir aus all dem mitnehmen? Um ehrlich zu sein, vermutlich nicht viel. Denn aus eigener Erfahrung weiss ich sehr wohl, dass man in der Phase der Abwehrhaltung nicht empfänglich für jegliche Argumente ist. Aus diesem Grund spreche ich auch meist nicht mit Menschen über Veganismus, die meine Haltung kategorisch ablehnen und lächerlich machen. Aber wenn du bis hierhin gelesen hast, dann besteht vielleicht ein wenig Hoffnung, dein Herz zu erreichen. Also lass es mich versuchen:

Liebe/r Mischköstler/in oder Vegetarier/in: Bitte sei nicht so hart zu Menschen, die sich dazu entscheiden, vegan zu leben. Vielleicht kannst du dich dazu überwinden, mit Freunden oder Verwandten, die diesen Weg einschlagen, ein offenes und ehrliches Gespräch zu führen. Vielleicht bist du dazu aber auch (noch) nicht bereit. Das ist auch okay. Vielleicht kannst du deinen Freunden/Verwandten dann einfach ganz offen sagen, dass du momentan nicht bereit bist, dich mit der Thematik auseinanderzusetzen, aber ihren Weg respektierst.

Und liebe Veganer/innen oder die, die es gerne werden würden: Hab keine Angst. Ich weiss, das sagt sich so leicht. Aber du wirst sehen, dass du nicht allein bist. Auch wenn sich eben tatsächlich viele nicht getrauen, darüber zu sprechen. Ich weiss, es ist nicht der Weg des geringsten Widerstands. Ich weiss, es kostet dich ganzen schön viel Mut – für dich persönlich, aber auch in der Gesellschaft. Du wirst bestimmt einiges an Gegenwind ertragen müssen. Du wirst aber auch viele schöne Begegnungen machen. Wenn wir jedoch weiterhin dem „Frieden zuliebe“ schweigen und unsere Bedürfnisse und Überzeugungen den anderen zuliebe klein machen und übergehen, dann helfen wir am Ende niemandem. Weder dir selbst, noch deinem Umfeld, noch der Umwelt oder den Tieren. Schlussendlich müssen wir einsehen, dass wir selbst in der Hand haben, die Zukunft zu verändern. Und zwar jeder einzelne von uns.

Lasst uns doch einfach etwas netter zueinander sein. Denn in einem bin ich mir sicher: mit einem offenen Herzen, offenen Ohren und offenen Armen, lebt es sich besser.

Eure

Alex

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